Exkurs: Social Bots und Chatbots
Ihren Ursprung haben automatisierte Dialogsysteme wie Social Bots oder Chatbots bereits in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als der Informatiker Joseph Weizenbaum im Jahr 1966 mit ELIZA eine computerbasierte Sprachverarbeitung entwickelte, die als eine geniale frühe Anwendung von Künstlicher Intelligenz gilt. Durch die rasanten Technologiesprünge der vergangenen Jahre sind die Datenverarbeitung und damit auch die Entwicklung Künstlicher Intelligenz erheblich vorangeschritten. Die Hürden für die Entwicklung und den Einsatz von Bots, kleinen Mini-Robotern mit einer eigenen Identität im Netz, sind deshalb nahezu verschwunden. Mit vergleichsweise geringem Arbeits- und Geldaufwand lassen sich diese Mini-Roboter programmieren.
Der Begriff Bot ist vom englischen Begriff "robot", übersetzt "Roboter", abgeleitet. Bots sind Computerprogramme, die nach ihrer Aktivierung ohne menschliches Zutun automatisiert im Internet agieren. Die Einsatzbereiche dieser automatisierten Roboter sind unterschiedlich. Überall, wo die Bots Fragen selbst beantworten oder auch kommentieren können, werden diese mittlerweile eingesetzt. Für den Menschen ist eine Unterscheidung manchmal kaum ersichtlich, da die Programme mit einem eigenen Online-Profil mit ihrem digitalen Gegenüber interagieren, fast ganz so wie ein echter Mensch. Dies macht die Anwendung, je nach Zielsetzung des Mini-Roboters, teilweise fraglich. Je nach Einsatzgebiet des Bots werden diese als Social Bots oder Chatbots bezeichnet.
Bots in den Sozialen Netzwerken: Social Bot
Social Bots arbeiten von Accounts in Sozialen Netzwerken aus. Sie werden beispielsweise dazu eingesetzt, um Postings zu teilen, zu liken oder zu kommentieren. Grundsätzlich kann man Social Bots in "gute" und "böse" Social Bots einteilen: Gutartige Social Bots können beispielsweise dazu eingesetzt werden, um Tweets bei Twitter automatisch als Posts bei Facebook zu veröffentlichen. Bösartige Social Bots könnten beispielsweise dazu benutzt werden, um massenweise Links zu schadhaften Webseiten zu verbreiten.
Darüber hinaus nutzen bösartige Social Bots in vielen Fällen sogenannte "Fake Accounts". Diese Fake Accounts bzw. Social-Bot-Profile wirken oft so täuschend echt, dass es Internetnutzerinnen und -nutzern kaum möglich ist, diese von einem echten Menschen zu unterscheiden. Dies kann gerade im Hinblick auf gezielte Manipulationen von öffentlichen Meinungsbildern im Netz durch "Fake News" zum Problem werden. Es ist sicher, dass Social Bots als Störenfriede im Netz unterwegs sind und potentiell als Cyber-Angriffsmethode, nicht nur zur Meinungsmache, genutzt werden könnten. Auch individuelle Personen könnten direkt angegriffen werden. Ein Bot könnte hier zum Beispiel die Identität einer Person adaptieren und im Namen derer Kommentare posten oder Nachrichten mit Links zu schadhaften Webseiten versenden.
Natürlich steckt hinter einem Bot immer die Intension des Programmierers, daher gilt: Grundsätzlich können diese Mini-Roboter nur das, was ihnen beigebracht wurde. Auf jeden Fall sollten Internetnutzerinnen und -nutzer Kommentaren im Internet mit einem gesunden Misstrauen entgegentreten und ggf. Informationen durch verifizierte Quellen prüfen. Sehen Sie seltsame Postings im Namen eines Freundes oder Bekannten, sollten Sie diese darauf persönlich ansprechen und klären, was es damit auf sich hat. Es könnte sein, dass dessen Profil gehackt wurde.
Bots in Messenger-Diensten: Chatbots
Chatbots werden dort eingesetzt, wo sie automatisiert Fragen beantworten oder kommentieren können. Gerade Unternehmen setzen Chatbots vermehrt ein, um Fragen von Kunden direkt in einem Chat zu beantworten. Aber auch Newsportale, wie die Tagesschau haben einen eigenen Chatbot namens Novi-Bot, den die Nutzerinnen und Nutzer abonnieren können, um dann mit Novi über aktuelle Themen zu chatten. Die Technologie wird in der Wirtschaft grundsätzlich als Mehrwert für die Automatisierung von sich wiederholenden Prozessen gesehen.
Die Technologie der Chatbots kann auch für Zwecke von Internetkriminellen missbraucht werden. So könnte beispielsweise ein Chatbot mit einem geklauten Profil Kontaktanfragen versenden, um das Vertrauen des Opfers zu erlangen. Ist die Kontaktanfrage einmal angenommen, könnte der Chatbot dann beispielsweise persönliche Daten erschnüffeln. Nutzerinnen und Nutzer von Messenger-Diensten sollten daher immer genau prüfen, welche Kontaktanfragen sie annehmen und welche sie lieber ablehnen. Bleiben Sie auf der sicheren Seite und fragen Sie ggf. Ihren Freund oder Ihre Freundin in einem persönlichen Gespräch, ob sie Ihnen eine Kontaktanfrage über diesen Dienst geschickt hat.