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Digitale Gewalt

Digitale Gewalt bezeichnet verschiedene Formen von Gewalt, die im digitalen Raum oder durch Missbrauch von Informationstechnik begangen werden. Sie ist in der Regel eine Ausweitung von Gewalt im analogen Raum und wird - im sozialen Nahbereich - von nahestehenden Personen aus dem beruflichen oder privaten sozialen Umfeld der Betroffenen verübt. Dadurch unterscheidet sie sich von anderen Formen der Cyberkriminalität, bei denen die Täter meist unbekannt, anonym und/oder weit entfernt sind und die Opfer eher zufällig zu Opfern werden.

Verzweifelte Frau vor einem Laptop. Die Hände vor das Gesicht gehalten.
Quelle: © AIMSTOCK / GettyImages

Je nach Definition von digitaler Gewalt fallen hierunter verschiedene Phänomene:

  • Cyberstalking (auch Cyber-Enabled Stalking, Digital Stalking oder Onlinestalking) bezeichnet das Verfolgen, Überwachen und Nachstellen einer Person mit digitalen Mitteln. Dies geschieht insbesondere in Beziehungen, wovon beispielsweise sowohl aktuelle als auch ehemalige Partnerinnen oder Partner betroffen sein können. Hierzu werden nicht nur Informationen des Opfers verwendet, die es in sozialen Netzwerken veröffentlicht, sondern auch sogenannte Stalkerware, also Programme auf dem Smartphone des Opfers, mit denen Informationen gesammelt werden können.
  • Unerlaubtes Lokalisieren und Tracken umfasst die Standortverfolgung oder die Bestimmung des Aufenthaltsortes von Menschen ohne deren Kenntnis oder Einverständnis. Hierzu werden beispielsweise GPS- bzw. Bluetooth-Tracker bei den Betroffenen versteckt oder Tools zur Standortbestimmung unbemerkt auf den Geräten der Betroffenen installiert (sog. Spy- oder Stalkerware). Auch Funktionen wie „Find-My-Phone“, Kinderschutz-Apps oder Location Tracker können hierfür missbräuchlich verwendet werden.
  • Missbräuchliche Verwendung von Informationstechnologie liegt vor, wenn digitale Mittel gezielt eingesetzt werden, um Menschen einzuschüchtern, zu bedrohen oder zu kontrollieren. Smart-Home-Geräte wie Kameras oder smarte Türschlösser ermöglichen es Tätern, Betroffene in ihrem eigenen Zuhause auszuspähen oder ihnen den Zugang zu verwehren. Auch finanzielle Kontrolle spielt eine Rolle: Über Onlinebanking-Apps manipulieren Täter Überweisungen, sperren Konten oder erzwingen Zahlungen, um wirtschaftliche Abhängigkeit zu schaffen. Digitale Kommunikationswege dienen ebenfalls als Druckmittel – durch exzessive Nachrichten, unaufhörliche Anrufe oder „Message Bombing“ werden Betroffene überwacht und isoliert.
  • Identitätsdiebstahl und Identitätsmissbrauch bezeichnen das unerlaubte Aneignen oder Nutzen einer fremden Online-Identität, z.B. in sozialen Netzwerken, beim Onlineshopping oder Onlinebanking, mit Hilfe von Account- oder Zugangsdaten der betroffenen Person.
  • Doxing (auch Doxxing) beschreibt das gezielte Sammeln und Veröffentlichen persönlicher Informationen über Betroffene, wie z.B. Adressen, Geburtsdatum, Finanzdaten, Bilder, Details über Familienangehörige o.ä. Ziel ist das Bündeln und Publizieren dieser Daten, um die betroffene Person bloßzustellen, einzuschüchtern oder ihr zu schaden.
  • Bildbasierte Gewalt umfasst jene Phänomene, bei denen ohne Einverständnis oder ohne Kenntnis der Betroffenen Fotos oder Videos angefertigt, weiterverbreitet, veröffentlicht, manipuliert oder als Erpressungs- und Drohmittel (engl. Sextortion) genutzt werden. Der Inhalt kann, muss aber nicht notwendigerweise intim bzw. sexualisiert sein. Auch das Anfertigen und Verbreiten von gefälschtem Bildmaterial mittels Künstlicher Intelligenz (Deep Fakes, Deep Nudes) gehört zu dieser Gewaltform.
  • Hassrede (engl. Hatespeech) umfasst Beleidigungen, Herabsetzung, Abwertung, Erniedrigung, Diskriminierung, Verunglimpfung sowie Hass und Hetze gegenüber Menschen oder Menschengruppen durch Kommentare und Äußerungen z.B. in sozialen Netzwerken. Die Täterinnen und Täter sind hierbei oft anonym und kommen nicht aus dem sozialen Umfeld der Betroffenen.
  • Cybermobbing steht für verschiedene Formen der Diffamierung, Belästigung, Bedrängung und Nötigung anderer Menschen oder Firmen über das Internet, zum Beispiel über E-Mail, Messenger oder soziale Medien. Das Opfer wird durch aggressive oder beleidigende Texte, kompromittierende Fotos oder Videos, die zum Beispiel in sozialen Netzwerken veröffentlicht werden, angegriffen oder der Lächerlichkeit ausgesetzt.

Das BSI ist für den Teilbereich digitaler Gewalt zuständig, der mit unzureichender IT-Sicherheit beziehungsweise dem Ausnutzen fehlender Schutzmaßnahmen einhergeht. Das betrifft insbesondere die Sicherheit von Verbraucherprodukten und -diensten, darunter insbesondere Online-Accounts, Smart-Home-Technologien und auch die Nutzung von Apps und Software.

Das BSI gibt technische Tipps und Hilfestellungen zum Schutz vor digitaler Gewalt sowie zur Reaktion bei einer konkreten Betroffenheit.

Kooperationen des BSI im Bereich Digitale Gewalt

Im Rahmen des Dialogs für Cybersicherheit hat das BSI gemeinsam mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen Einrichtungen - darunter Beratungsstellen, Opferhilfen und Frauenhäusern - sowie Akteurinnen und Akteuren aus Wissenschaft, Industrie und praxisnahen Organisationen eine Erhebung durchgeführt. Von Dezember 2023 bis November 2024 wurde untersucht, in welchen Bereichen Betroffene und Beratende im Kontext digitale Gewalt technische Unterstützung benötigen. Auf dieser Basis wurde ein Konzept erarbeitet, wie diese Unterstützung durch eine technische Anlaufstelle realisiert werden kann. Der Ergebnisbericht dieser Zusammenarbeit findet sich unter https://www.dialog-cybersicherheit.de/media/.

Wo finde ich weitere Hilfe?

Wenn Sie von digitaler Gewalt betroffen sind oder die Vermutung haben, dass Sie oder Menschen aus Ihrem Umfeld betroffen sein könnten, empfehlen wir Ihnen neben technischen Schutzmaßnahmen, sich an eine Beratungsstelle zu wenden und sich professionelle psychosoziale und/oder juristische Hilfe zu suchen. Einige Formen von digitaler Gewalt sind zudem strafbar. In diesen Fällen empfehlen wir Ihnen, Anzeige bei der Polizei zu erstatten.

In unserem Cybersicherheits-Lotsen zu digitaler Gewalt finden Sie weitere Anlaufstellen, an die Sie sich bei Bedarf wenden können. 



Der Cybersicherheits-Lotse ist eine Orientierungshilfe für Verbraucherinnen und Verbraucher, die gezielt und über das Informations- und Beratungsangebot des BSI hinausgehend zu weiteren Akteuren im Digitalen Verbraucherschutz und deren Unterstützungsangeboten vermittelt. Wenn Sie uns Feedback zu unserem neuen Tool geben möchten, hier geht es zu einer kurzen Umfrage.

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