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1.2 Krisen und Notfälle

Illustration zu Sicherheitsvorfällen

Viele Unglücke hätte es nicht gegeben, wenn die Ursachen rechtzeitig vorher beseitigt worden wären. Prävention, also der vorbeugende Schutz gegen mögliche Gefährdungen ist folglich eine wichtige Aufgabe beim Bemühen um Sicherheit. Die Erfahrung zeigt aber, dass auch noch so gute Vorbereitung gravierende Störungen und Unglücke nicht vollständig verhindern kann. Und oftmals sind es unverhoffte Ereignisse, die die größten Risiken mit sich bringen. Hätten Sie beispielsweise erwartet, dass

  • im Jahr 2006 die Überführung des Ozeandampfers Norwegian Pearl von der an der Ems gelegenen Werft zur Nordsee Ausfälle des Stromnetzes bis hinein ins nördliche Afrika nach sich ziehen konnte (als Folge der gezielten Abschaltung eines kleinen Teilnetzes, um den sicheren Transfer der Norwegian Pearl zu ermöglichen, und einer Verkettung unglücklicher Umstände),
  • im Oktober 2008 aufgrund des Ausfalls eines Umspannwerks in Hannover bundesweit in rund 150 Sparkassen Geldautomaten, Kontoauszugsdrucker und das Online-Banking nicht mehr benutzt werden konnten,
  • im Januar 2009 fehlerhaft durchgeführte Wartungsarbeiten in einem Rechenzentrum dazu führten, dass bundesweit über Stunden hinweg keine Bahnfahrkarten mehr verkauft werden konnten, die Züge erhebliche Verspätungen aufwiesen oder teilweise sogar ganz ausfielen, und sich zudem vielerorts die Kunden über aus ihrer Sicht unzureichende Informationen durch das betroffene Verkehrsunternehmen beklagten,
  • ein Vulkanausbruch in Island den Flugverkehr in Europa tagelang nahezu vollständig zum Erliegen bringen konnte, was beispielsweise bei nicht wenigen Unternehmen Produktionsunterbrechungen aufgrund verzögerter Zulieferungen befürchteten ließ (Ausbruch des Gletschervulkans Eyjafjalla im April 2010).

Den Beispielen ist gemeinsam, dass scheinbar lokale Ereignisse unerwartete Breiten­wirkungen und erhebliche Schäden nach sich gezogen haben. Die Beispiele zeigen, wie vernetzt, damit aber gleichzeitig auch verletzbar moderne Industrieländer und deren Institutionen sind. Bei näherer Betrachtung dieser und vergleichbarer Vorfälle zeigen sich aber auch immer wieder Mängel in den Vorbereitungen der betroffenen Institutionen auf solche Ereignisse: Zuständigkeiten sind nicht geregelt, Ausweichkapazitäten fehlen, die Krisenkommunikation ist unzureichend, Notfallpläne sind veraltet oder fehlen vollkommen – die Liste möglicher Mängel ließe sich beliebig verlängern.

Abhängigkeiten – Beispiel Informationstechnik

Vielfach ist nicht klar, wie verwundbar Institutionen eigentlich sind. Nahezu alle Unternehmen und Behörden sind beispielsweise in hohem Maße davon abhängig, dass ihre Informations- und Kommunikationstechnik korrekt funktioniert. Entsprechend schwerwiegend können die Schäden bei einem Ausfall der IT-Systeme sein.

Schätzen Sie beispielsweise einmal, was ein einstündiger Stillstand der IT-Anwendungen in folgenden Fällen kosten würde:

  • bei der Flugreservierung,
  • bei der Abwicklung von Kreditkartentransaktionen,
  • im Wertpapierhandel.